Schüler der BBS II Emden im Februar 2016 in Lodz
Max-Windmüller-Gesellschaft als Pate für Schüleraustausch
Schüler der BBS II Emden und des III. Lyzeums Lodz: Aleksandra Szmagaj, Michał Szymański, Tomke Köster, Lena Gloger und Julita Tokarek
In der Woche vom 08. bis zum 14. Februar 2016 fand ein Schüleraustausch zwischen den Berufsbildenden Schulen II Emden und dem III. Liceum Ogólnokształcące Łódź‘ statt. Neben den Schülern Steffen Tammen, Svenja Janssen, Elena Gadow, Tomke Köster und Lena Gloger nahmen daran von deutscher Seite zudem die Lehrkräfte Gero Conring und Folkert Heikens sowie die Studentin Antje Zents teil. Patin des Austausches war die Emder Max-Windmüller-Gesellschaft, die durch ihren Vorsitzenden Dr. Rolf Uphoff vertreten war. Die polnische Deutschlehrerin Izabela Kowalczyk und ihre Schüler Julita Tokarek, Kamila Stańczak, Michał Szymański, Aleksandra Szmagaj, Michał Kidawa boten ihren deutschen Gästen mit herzlicher Gastfreundschaft ein einwöchiges Zuhause. Ziel der Reise war neben dem kulturellen Austausch auch die Auseinandersetzung mit der jüdischen Geschichte Polens sowie die Spurensuche nach den im Jahre 1941 aus Ostfriesland in das Ghetto Litzmannstadts (Name der Stadt Łódź von 1941-1945) deportierten Juden.
Montag, 08.02.2016
Um 08.45 Uhr startete die Reisegruppe in Emden ihre rund elfstündige Fahrt nach Łódź und erreichte die im Zentrum Polens liegende Stadt gegen 20 Uhr. Dort wurde die Gruppe herzlich von der Deutschlehrerin Izabela K. und ihren Schülern empfangen. Nach einem kurzen Austausch wurde das Wiedersehen bzw. Kennenlernen in den Gastfamilien fortgesetzt.
Dienstag, 09.02.2016
Der Dienstagmorgen begann mit einem Besuch des III Liceum Ogólnokształcące, einem Oberstufengymnasium. Dort wurde die Reisegruppe von Schuldirektorin Maria Włodarczyk begrüßt. Ein Höhepunkt des Vormittages war die Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages zwischen dem III. Liceum Ogólnokształcące, der BBS II Emden und der Max-Windmüller-Gesellschaft durch die Schulleiterin Maria Włodarczyk, Gero Conring und Dr. Rolf Uphoff zur Intensivierung und Verbesserung der Zusammenarbeit. Eine weitere Besonderheit war die Teilnahme an der traditionellen Auktion im III. Liceum Ogólnokształcące, in der die Schüler die Möglichkeit haben, „Dienste“ von ihren Lehrern für einen guten Zweck zu ersteigern. Ein Abendessen mit Izabela K. war den Schülern das Höchstgebot des Tages wert. Im Anschluss an die Versteigerung fand eine gemeinsame Deutschstunde unter der Leitung von Izabela K. statt. Gegenstand des Unterrichts war die Vorbereitung auf eine themenspezifische Stadtrallye, in deren Rahmen die polnischen und deutschen Schüler die kulturelle Vielfalt der Stadt Łódź (z. B. Paläste, Graffitis etc.) erkunden, dokumentieren und im Anschluss daran eine Präsentation gestalten sollten.
Mittwoch, 10.02.2016
Der Mittwoch war ganz der jüdischen Geschichte Łódź‘ während der deutschen Besatzungszeit von 1939 bis 1945 und der Gegenwart gewidmet. Neben einer Spurensuche nach den im Jahr 1941 von Ostfriesland nach Litzmannstadt deportierten Juden im Staatsarchiv besuchte die Reisegruppe mit den polnischen Mitschülern und Lehrkräften das sich ebenfalls in Łódź befindende Centrum Dialogu. Anhand von zwei Vorträgen erhielten die Anwesenden Einblicke in die Arbeit der Einrichtung. Diese widmet sich u. a. der Aufarbeitung des jüdischen Lebens in Łódź während des Holocaust und unterhält Beziehungen zu den Überlebenden bzw. zu deren Angehörigen. Zudem erfuhren die Zuhörenden von Polens Nationalheld Jan Karski, der sich schon früh nach Beginn der deutschen Besatzung für seine jüdischen Mitbürger eingesetzt hatte. So sammelte dieser trotz ständiger Gefährdung seines eigenen Lebens und das seiner Familie Dokumente, die die furchtbaren Lebensbedingungen der Juden im Ghetto von Litzmannstadt aufzeigten und schmuggelte diese u. a. nach Großbritannien und in die USA. Im Anschluss daran besuchte die Gruppe eine jüdische Gemeinde und konnte aus nächster Nähe über das gegenwärtige jüdische Leben in Łódź erfahren. Besonders beeindruckend für die Gäste war die Erkenntnis, dass sich eine orthodoxe Ausübung von Religion und Toleranz gegenüber Andersdenkenden sehr gut vereinbaren lassen.
Donnerstag, 11.02.2016
Am frühen Donnerstagmorgen fuhr die gesamte Gruppe mit weiteren polnischen Gymnasiasten vom Gimnazjum Jana Pawła II aus Ozorków und ihren beiden Lehrkräften Monika Wolska und Agnieszka Wrześkiewicz mit dem Zug nach Warschau. Neben einem Besuch des jüdischen Museums, das mit großem Aufwand eindrucksvoll die etwa tausendjährige Geschichte des jüdischen Lebens in Polen darstellt, hatten die Reisenden die Möglichkeit, die Warschauer Altstadt zu bestaunen. Diese wurde während des Zweiten Weltkrieges von den deutschen Besatzern nahezu vollständig zerstört und in den Jahren danach detailgetreu wieder aufgebaut. Zudem konnten neue Kontakte zwischen den Schülern und Lehrkräften für zukünftige Treffen und Austausche geschlossen werden.
Freitag, 12.02.2016
Der Freitagvormittag stand mit einer weiteren Recherche im Staatsarchiv von Łódź wieder voll im Fokus der 1941 nach Litzmannstadt deportierten ostfriesischen Juden. Im Laufe des Nachmittags präsentierten die Schüler die Ergebnisse ihrer im Laufe der Woche durchgeführten Stadtrallyes. Diese gelungenen Präsentationen zeigten den kulturellen Abwechslungsreichtum der Stadt Łódź sehr eindrücklich auf.
Samstag, 13.02.2016
Den Samstag verbrachten die Schüler in ihren Gastfamilien, der je nach Belieben individuell gestaltet wurde. Der Höhepunkt des Abends war die Teilnahme an der Studniowka (Traditioneller Schülerball 100 Tage vor dem Abitur) im Poznanski-Palast in Łódź, die Dr. Rolf Uphoff, Antje Zents, Gero Conring und Folkert Heikens ermöglicht wurde. Dafür erhielten sie im Laufe der Woche eine offizielle Einladung der angehenden Abiturienten.
Sonntag, 14.02.2016
Gegen 8.30 Uhr machte sich die Gruppe nach einem emotionalen Abschied von den Gastschülern, Gasteltern und Lehrkräften wieder auf den Weg nach Emden. 2017 werden die polnische Freunde wieder in Emden erwartet.
Weitere Informationen: Lodz 2016 (Bericht - Galerie)