Aaron van der Walde wurde am 18.03.1869 in Emden als Sohn von Abraham Aaron van der Walde geboren. Seine Geschwister waren Nathan, Joseph, Simon und Jutta. Jutta war mit dem katholischen Bäckermeister Arnold Leufgen verheiratet. Sie betrieben in der Boltentorstraße 52 (heute 30) eine Bäckerei.
Das Haus in der Mitte des Bildes zeigt die Bäckerei Leufgen in der Boltentorstraße 52.
In der Tür steht Jutta Leufgen, geborene van der Walde, die Schwester von Aaron.
Vor der Tür steht das Brötchenfahrrad des Sohnes Jacob. Foto: Claudi
Jutta van der Walde mit ihrem späteren Ehemann Arnold Leufgen
während des Ersten Weltkrieges. Foto: Claudi
Aaron hat eine zeitlang in dem Haus nebenan gewohnt. Er war verheiratet mit Paula, geb. Hess. Er war Schlachter und 1937 Kleinrentner. Das Ehepaar wohnte 1937 in der Wolthuser Straße 22. Im Jahr 1938 wohnten sie in der Osterstraße 26 nach heutiger Angabe. (1)
Bäckermeister Louis Wolff schreibt am 19.4.1939 aus Emden in einem Brief an den nach Palästina emigrierten ehemaligen Emder Landesrabbiner Dr. Samuel Blum (2):
„Hier in Emden hat sich sehr Vieles verändert. In Ihrer Wohnung wohnt jetzt Herr Simon Pels unten und oben Familie Jakob van der Walde. Die Gebrüder Hart sind nach Holland verzogen, die Gemeinde hat das Haus gepachtet. Es wohnen dort Lehrer Gottschalk, Utitz, Aron van der Walde, Familie Polak. In der jüdischen Schule sind untergebracht: Ihno Rose, Arthur Gans, Sanne und Ella van der Walde. In dem Igler‘schen Haus wohnen Geschwister Joseph an den Wyk, Witwe Seligmann, Woquard, Lazarus Visser. In dem Kelch’schen Haus wohnen Abraham Kriss und Rosette van der Walde nebst Guste. Also Sie sehen, das reinste Ghetto.“
Dr. Samuel Blum wohnte vor seiner Emigration in der damaligen Schoonhovenstraße in direkter Nähe zur Synagoge am Sand-Pfad. Der in Chemnitz Geborene war 1922 anlässlich des Pessah-Festes zum neuen Landesrabbiner in Emden ernannt worden, wobei er erst einige Jahre später promovierte. Unter seiner aktiven Leitung der jüdischen Gemeinde in Emden wurde noch 1934 das jüdische Waisenheim in der Klaas-Tholen-Straße 19 baulich erweitert und zu einem Altersheim umfunktioniert. Rabbiner Blum verstarb am 25.12.1952 in Tel Aviv.
Die undatierte Postkarte schrieb Aaron van der Walde an Cecilia Hes, Martin-Luther-Str.55 in Berlin Schöneberg mit dem Absender: A.v.d. Walde, Litzmannstadt Getto, Gnesener Str.26, Altersheim, Abtl. Emden.
Der Inhalt der Postkarte lautet:
„Wir bestätigen Euch den Empfang Euers Geldes, Paula und Aaron.“
Staatsarchiv Lodz, Mikrofilm: L 20933 I - 9700
Staastarchiv Lodz, Mikrofilm: L21129cz13 - 13863
Staatsarchiv Lodz, Mikrofilm: L21129cz13 - 13867
Aron van der Walde wurde 73 Jahre alt. Seine Frau Paula wurde 55 Jahre alt. Am 11. Mai 1942 hat man ihn mit seinen Familienangehörigen nach Kulmhof (Chelmno) deportiert. Dort wurde die Familie van der Walde am 12.5.1942 in Bussen durch Motorabgase ermordet.
(1) Info - Stadtarchiv Emden vom 19.02.2013
(2) Claudi, Marianne / Claudi, Reinhard: Die wir verloren haben, Aurich 1988, S. 28.00